Rund 9000 Menschen stehen derzeit auf der Transplantationsliste und warten auf ein lebensrettendes Organ. 2021 sind davon rund 800 Menschen verstorben, weil kein Organ für sie gefunden wurde. Mein Gast in dieser Folge hatte Glück und hat vor einigen Jahren ein Spenderherz bekommen. Nicolas Müller erzählt mir seine Geschichte als Organempfänger und wie sich das Leben mit einem Spenderherz gestaltet. Dabei gucken wir uns den Ablauf einer Organspende aus Empfänger,- Spender- und Angehörigensicht an. Wie trifft man eine Entscheidung darüber, ob man seine Organe spenden will und welche Voraussetzungen gibt es? Welche Gründe gibt es, sich für oder gegen eine Organspende zu entscheiden? Außerdem analysieren wir die aktuelle Situation in Deutschland und Europa. Wieso müssen so viele Menschen auf ein Organ warten und versterben sogar? Was muss sich ändern, um die Situation für Menschen zu verbessern, die auf ein Spender:innenorgan angewiesen sind?
Gespräch mit Nicolas Müller
Interview von Lydia Benecke mit Nicolas
Shownotes:
- Organspende-Info
- Organspende
- Hirntod [Link1, Link2]
- Hier bekommt man den Organspendeausweis
- Mostmortale Organspende
- Voraussetzungen
- Ablauf
- Pro-und-Contra/ auf Organspende-Info.de
- Organspende in Spanien
- Statistiken zur Organspende in Deutschland und Europa[Link]
- Gründe für die hohen Zahlen in Spanien [Link]
- Gesetzeslage
- Infomaterial vom Bundesministerium für Gesundheit [Link]
- FAQ vom Bundesministerium für Gesundheit [Link]
- Ehemaliger Gesundheitsminister Spahn zur Widerspruchslösung [Link]
- Gesetzentwurf zur Widerspruchslösung [Link]
- Artikel zu den Reformvorstellungen vom jetzigen Gesundheitsminister Karl Lauterbach mit dem Ziel die Widerspruchslösung einzuführen [Link]
- Deutsche Stiftung Organtransplantation [DSO] die bundesweite Koordinierungsstelle für die postmortale Organspende
- Statistiken zur Organspende im Jahresbericht der DSO [Link]
- Gründe für die Ablehnung der Organspende durch die Angehörigen (von der DSO erhoben) [Link]
- Gründe für die Zustimmung der Organspende durch die Angehörigen (von der DSO erhoben) [Link]
- Zahlen vom DSO zum Rückgang der Spenderzahlen [Link]
- Artikel über den Rückgang der Spendebereitschaft aus Sicht der DSO [Link]
- Artikel über die möglichen Gründe für den Rückgang der Spendebereitschaft [Link]
- Artikel Mythencheck und Aufklärung [Link]
- Weiterer Artikel über Irrtürmer [Link]
- Organspendeskandale in Deutschland im Zeitraum von 2009–2016 [Link]
- Transplantationsgesetz
- Über die Skandale 2012/2013 [Link]
- Artikel über den Auslöser der Skandalberichterstattung, welche Konsequenzen es gab und was sich seit 2012 getan hat [Link]
- Artikel über die Skandale als Ursache für Spenderrückgang [Link]
- Organhandel
- Ausarbeitung des Bundestages zum Thema Organhandel [Link]
Liebe Michi,
vielen Dank für deinen immer wieder sehr informativen und sehr gut recherchierten Podcast.
Es freut mich besonders, das Thema Organspende aufgegriffen zu hören und wünsche deinem Gesprächspartner alles erdenklich Gute für sein Leben.
Ich arbeite seit vielen Jahren in Bereich der Transplantationsmedizin, speziell in der Gewebespende und danke Dir sehr das ihr auch dies kurz mit einbezogen habt. Die Gewebespende ( Augenhornhaut, Haut, Herzklappen, Gefäße , Knochen oder auch Sehnen) ist für viele Patienten eine enorme Chance . Nicht immer steht hierbei wie in der Organspende „Leben retten“ im Vordergrund, sondern im hohen Maße ein Wiedergeben von Lebensqualität und sozialer Integration bei z.B. einer Hornhauttrasplantion, welche eine Erblindung des Patienten verhindern kann.
Der Bedarf ist immens und das erklärte Ziel, Patienten das Augenlicht wiederzugeben.
Bei der Gewebespende handelt es sich um eine postmortale Spende. Jeder Mensch kann nach seinem Herz-Kreislauftod auch im hohen Alter Gewebe spenden. Leider fehlt auch hier ganz viel Aufklärung in der Bevölkerung.
Meine Kollegen und ich arbeiten deshalb beständig nach dem Leitsatz:
„ Man schließt die Augen der Toten behutsam, nicht minder muss man die Augen der Lebenden öffnen.“ ( J. Cocteau)
Ich danke Dir nochmals für deinen Podcast und mach bitte weiter so.
Liebe Grüße
Steffi
Hallo zusammen,
Nur kurze Ergänzung.
Bei de Thema habt ihr im Gespräche das Thema Blutspende komplett ausgelassen.
Rein medizinisch ist Blutübertragung auch eine Organspende. Meist wird nicht Vollblut – das wohl nur im Notfall bei Unglücksfällen – übertragen.
Das Spenderblut wird fast immer in die Bestandteile (Plasma, Blutplättchen und Blutkörperchen) aufgeteilt wegen der unterschiedlich langen Möglichkeit diese zu lagern.
Beim Empfänger hat das Spenderblut aber den Effekt wie Organempfang:
Es gibt Abwehrreaktion. Entscheidend ist bei Blut die Blutgruppe und Rhesus und Kell. Es gibt auch eine neues „ABCC1“ mit noch grösserer Vielfalt.
Da Blut im Körper sowieso innerhalb Wochen oder gar schneller komplett abgebaut wird und neu gebildet wird ist eine dauerhafte Unterdrückung der Abwehrreaktion nie nötig. Es geht um das Überleben im Augenblick der Übertragung. leichte Abwehrreaktion ist das weitgehend bedeutungslos.
Zusatz: technisch können viele Eiweis-Zucker-verbindungen an der Oberfläche der Blutbestandteile die eben diese Blutgruppe definieren durch Enzyme aus Darmbakterien abgebaut werden.
Ergebnis ist dann Universalspenderblut. Evtl. gibt es Nachteile wie Kosten o.ä. warum dies nicht durchgehend geamcht wird. Würde mich selbst sehr interessieren.
Und exakt diese Enzyme können auch bei der klassischen Organsspende (Nieere, Leber, usw) eben diese Moleküle an der Oberfläche der Zellen abbauen.
Danke für diesen hörenswerten Beitrag.
Mein verstorbener Ehemann hat eine Organspende bekommen, die ihm ca. 10 Lebensjahre geschenkt hat, davon 7 mit guter Lebensqualität, und er war immer der Ansicht, dass es such gelohnt hat, diesen Weg zu gehen und das alles durchzumachen. Die gewonnene Zeit hat für die ganze Familie viel bedeutet, und ich bin dem (mir unbekannten) Spender oder der Spenderin bzw. den Angehörigen immer noch sehr dankbar.
Die Wartezeit war allerdings ziemlich hart, ich glaube, das wird manchmal unterschätzt.
Die andere Seite kenne ich auch ein wenig: ich habe vor Jahren einem Unbekannten Stammzellen gespendet, die aus meinem Beckenkammknochen entnommen worden sind. Auch dieser Empfänger ist zwar mittlerweile verstorben, aber auch er hat dadurch ungefähr 8 gute Jahre gewonnen – ich glaube, er würde sagen, dass sich das gelohnt hat.
Und nun sehe ich Menschen, die auf ein Organ warten und dabei immer kränker werden, während unwissenschaftliche Mythen und Vorurteile immer mehr Verbreitung finden. Das ist schwer zu ertragen.
Hallo zusammen
Die Widerspruchslösung, über die Deutschland scheinbar diskutiert, wird in der Schweiz ab frühestens 2025 eingeführt. Das Volk hat dies in einer Abstimmung beschlossen. Konkret bedeutet das, dass Organe und Gewebe nach dem Tod gespendet werden, ausser man hat festgehalten, dass man dies nicht will. Auch für mich war die Abstimmungsvorlage als Thema an sich schwierig, jedoch bin ich froh, wie die Schweiz abgestimmt hat, weil es aus meiner Sicht kaum Gründe gegen diese Widerspruchslösung gibt.
Quelle: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/medizin-und-forschung/transplantationsmedizin/willensaeusserung-zur-spende-von-organen-geweben-zellen/willensaeusserung-transplantationsmed.html#:~:text=Widerspruchsl%C3%B6sung%3A%20Neue%20Regelung%20fr%C3%BChestens%20ab,Organe%20und%20Gewebe%20spenden%20will.