Die Abschaffung von §219a, die Aufhebung des Urteils „Roe versus Wade“ durch den US Supreme Court, aber auch die Situation von Schwangeren in Polen zeigt, dass der Umgang mit Schwangerschaftsabbrüchen ein aktuelles politisches Thema ist. Dabei geht es um medizinische, aber auch um ethische Fragen. Mit dem Mediziner Andreas Steinau spreche ich über die medizinischen Schritte eines Abbruchs, die verschiedenen Methoden und die Nachwirkungen. Dabei lassen wir auch die politische Sicht nicht außer Acht und analysieren die Argumente der Abtreibungsgegner und Befürworter. Welche Folgen haben die Stigmatisierung, aber auch Einschränkungen des Rechts auf einen Schwangerschaftsabbruch für die Gesellschaft und Personen, die schwanger werden können?
Gespräch mit
Andreas Steinau
- Medizinischer Blog
- Nachgefragt-Podcast Folge 39 über Akkupunktur
- Positionspapier der Partei der Humanisten über Selbstbestimmte Fortpflanzung und Schwangerschaftsabbruch
Disclaimer: Viele Links in den Shownotes habe ich mithilfe der Zusammenstellung der Partei der Humanisten zusammengestellt. Es besteht keine politische Nähe meines Podcast zu der Partei der Humanisten, dennoch bin ich sehr dankbar für die ausführliche Vorarbeit von Andi und der Partei.
Nachgefragt
- Doctors for Choice
- Forderungen von Doctors for Choice
- Definition Schwangerschaftsabbruch
- Zusammenfassung aller wichtigen Infos zum Thema Abtreibungen [Link]
- Ablauf einer Schwangerschaft nach Wochen [Link]
- Definition Schwangerschaftswoche
- Über den Menstruationszyklus und seine Unregelmäßigkeiten [Link]
- Bestimmung der Schwangerschaftsdauer [Link]
- Situation in Deutschland [Link1, Link2]
- Gesetzliche Regelung in Deutschland [Link]:
- Über die Streichung von Paragraf 219a StGB (Werbung für den Abbruch der Schwangerschaft) [Link]
- Paper über aktuelle Methoden, Sicherheit und Wirksamkeit in Bezug auf Schwangerschaftsabbrüche von N. Kapp und P. Lohr (2020)
- Liste der Methoden [Link]
- Abtreibungspille
- Pille danach
- Ausschabung
- Artikel zum Thema Spätabtreibung [Link]
- Verschiedene Paper zum Thema psychische Belastung:
- Rocca et al. (2021) über Emotionen in Bezug auf den durchgeführten Schwangerschaftsabbruch
- Biggs et al. (2017) über die Folgen, wenn eine Abtreibung verwehrt wird.
- Charles et al. (2008) Übersichtsarbeit über die psychischen Folgen von Abtreibungen
- Situation Abtreibung Weltweit [Link]
- Paper über die Situation in Kanada, wo es keine Abtreibungsrestriktionen gibt von D. Shaw und W. Norman (2020)
- Neben Kanada ist der Schwangerschaftsabbruch nur in drei weiteren Ländern nicht gesetzlich geregelt: China, Vietnam und Nordkorea. [Link]
- Paper über die Abtreibungsrate in Kanada von W. Norman und Downie (2017) mit dem Ergebnis, dass die Abtreibungsrate kontinuierlich sinkt.
- Leitlinien zum Thema Abtreibungen in Kanada [Link, Link2, Link3]
- Untersuchungen über den Vergleich zwischen Ländern mit starken Einschränkungen gegenüber liberaler Gesetzgebung, mit dem Ergebnis, dass kein wesentlicher Unterschied in der Anzahl durchgeführter Abbrüche besteht. [Link1, Link2]
- Paper über die Auswirkungen einer liberalen Abtreibungsgesetzgebung in Rumänien von Johnson et al. (2004) mit dem Ergebnis, dass die Todesrate in Folge eines Schwangerschaftsabbruchs deutlich zurück gegangen ist.
- Situation in Polen [Link]
- Roe vs. Wade
- Artikel in der Zeit über die Bedeutung des aktuellen Urteils des Supreme Courts [Link]
- Artikel über die direkten Folgen des Urteils [Link]
- Buchempfehlung: Amerikas Gotteskrieger von Annika Brockschmidt
- Über Annika Brockschmidt
- Lebensrechtsbewegung
- Artikel über die Radikalisierung von Abtreibungsgegner – auch in Deutschland [Link1, Link2, Link3]
- Reportage vom MDR über die Folgen der Mobilmachung der Abtreibungsgegner [Link]
- Liste über Gewalttaten von Abtreibungsgegnern in den USA [Link]
- Abtreibungsgegner in Bezug auf §219a:
- Reportagen und Artikel über die Folgen für die Versorgung von Praxen und Kliniken, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen, mit dem Ergebnis, dass von 2003 bis 2020 ist die Anzahl um fast die Hälfte zurückgegangen ist:
- Correctiv über Schwangerschaftsabbrüche in Kliniken und, dass dort oftmals trotz guter Ausstattung nicht ausgeführt werden [Link]
- Artikel über unzureichende Daten über die Versorgungslage vom MDR [Link]
Hallo Michi
Vielen Dank für deinen Podcast, war wieder eine sehr informative Folge.
Sie hat mich sehr zum Nachdenken angeregt und mir geholfen, meine eigene Position zu diesem Thema zu schärfen.
Bei der Abschaffung des Paragraphen 219 stimme ich mit euch überein, es ist ein Fehler die Wahrheit/Informationen zu unterdrücken.
Die folgenden Ausführungen beziehen sich alle auf den „On demand“-Schwangerschaftsabbruch und ausdrücklich nicht auf die medizinische Indikation bzw. Schwangerschaftsabbruch nach Vergewaltigung.
Dass ihr euch um eine Aussage bzgl. wann es sich beim Fötus um einen Menschen handelt gedrückt habt, finde ich nicht so toll. Auch wenn man als Naturwissenschaftler*in einen genauen Zeitpunkt sicher niemals angeben kann, kann man eine Eingrenzung vornehmen.
Wenn der Fötus außerhalb der Schwangeren auch mit technischer Unterstützung (z.B. Brutkasten) überlebensfähig ist, handelt es sich für mich definitiv um ein Lebewesen, einen Menschen!
Ich stehe auf dem Standpunkt, dass jeder Schwangerschaftsabbruch der nicht durchgeführt werden muss ein guter Schwangerschaftsabbruch ist.
Ich hab da vor ein paar Jahren im Radio eine Zahl gehört, die ich leider nicht mehr genau parat habe, aber die Größenordnung sollte stimmen. Danach finden 75% der Schwangerschaftsabbrüche in Beziehungen statt.
Da sollte man eigentlich davon ausgehen, dass sich die Leute am Küchentisch mal ein Viertelstündchen zusammensetzen und ein paar elementare Fragen klären.
1. Wollen wir Kinder?
2. Wenn ja, wie viele?
3. Wann wollen wir die Kinder?
4. Haben wir eventuell bereits genug Kinder?
5. Wie regeln wir das (Verhütung/Sterilisation)?
Vielleicht habt ihr ja eine Statistik zu meiner Frage „Wieso werden Frauen eigentlich ungewollt schwanger?“
1. Es wird nicht verhütet
2. Die Verhütung hat nicht funktioniert
3. ???
Mir scheint der gesellschaftliche Fokus vielmehr auf Schwangerschaftsabbruch als auf Verhütung zu liegen, so nach dem Motto „Es wird schon nichts passieren, und wenn doch lassen wir es halt wegmachen“
Wo ich überhaupt nicht mir klarkomme (siehe auch oben, wann handelt es sich um einen Mensch) ist die komplette Freigabe vor Schwangerschaftsabbrüchen wie in Kanade. Als Naturwissenschaftler*in sollte man sich immer die Extrempunkte eines Systems ansehen.
Das wäre in diesem Fall, wenn die Schwangere nach 9 Monaten Schwangerschaft einen Tag vor der Geburt den Fötus? KIND abtreiben lässt. Ist sicher ein Extremfall, der vielleicht niemals vorkommen wird, aber das wäre bei eurer Forderung legal.
Seit ihr ehrlich der Meinung, das z.B. ein Ladendieb, der eine Flasche Wiskey für 50€ mitgehen lässt moralisch der schlechtere Mensch ist als die Schwangere im oben beschriebenen Extremfall?
Was ich auch nicht toll finde, ist dass man solche gesellschaftlichen Entscheidungen an irgendwelche Kommites (z.B. Ärztevertreten in Kanada) delegiert, ich sag da nur mal Stiko. Das ist in der Regel ziemlich intransparent und führt auch nicht zu einer gesellschaftlichen Befriedung. Wofür wählen wir unsere Abgeordneten?
Die letzten Jahre war es um das Thema Schwangerschaftsabbruch in Deutschland meiner Meinung nach recht ruhig (abgesehen von Paragraph 219). Es gibt sicher die ein oder andere „kleine“ Verbesserungsmöglichkeit, z.B. mehr Ärzte die Abbrüche durchführen, die auch besser geschult sind und die besten Methoden verwenden. Aber grundsätzlich würde ich am jetzigen System nichts ändern.
Viele Grüße Jyou
Danke für die Folge Michi,
Das wichtigste für mich ist die Sicherheit der Schwangeren.
Ich verstehe, das Ärztinnen sich Rechtssicherheit wünschen, aber das ist eh eine Illusion.
Ich befürworte eine Modell wie Kanada, denn dann gibts endlich Möglichkeiten Kliniken und Universitäten mehr zu verpflichten und grundsätzliche Gesundheitsversorgung für alle Menschen zur Verfügung zu stellen.
Zu dem Thema wann ist ein Mensch ein Mensch. Ich denke wenn ein Embryo lebensfähig ist, sollten sich die Gesellschaft bemühen diesen zu retten.
Ein Schwangerschaftsabbruch heißt ja nicht dass die Lebensfrucht sterben muss. Die Geburt bricht ja die Schwangerschaft auch ab und trotzdem lebt danach ein Mensch mehr auf der Erde.
Mit fortschreitender Medizin und der Entwicklung von künstlichen Gebärmüttern nimmt hoffentlich bald dieser gesellschaftliche Druck auf Frauen eine Schwangerschaft auszutragen ab und man kann die körperliche Selbstbestimmung der Schwangeren endlich so akzeptieren, wie bei jedem Toten!
Liebe Grüße
Evi
Wow, was für ein Eiertanz. Das war ja furchtbar anzuhören, wie blos darauf geachtet wurde, alles und jeden pc anzusprechen; und Analoges natürlich fürs Gesetzliche à la „es kommt darauf an…“.
Mir ist es wichtig sich die Zeit zu nehmen, Themen ausführlich zu besprechen. Oftmals ist es nicht so eindeutig wie ich und viele andere es gerne hätten.
So ein schreckliches Interview habe ich lange nicht gehört! Ist es wahr, daß der Mann studiert hat, oder war das nur mal ein Praktikum im Krankenhaus? „…ich sag mal…sozusagen….letztendlich…“ Ich kann fast nicht glauben daß das alles ernst gemeint ist. Ist es aber leider. Es reicht mir, ich bin raus!
ja, denn… Tschüs