Heilpflanzen und Naturheilkunde sind beliebt und haben einen guten Ruf. Im Gegensatz zu chemisch hergestellten Arzneimitteln und der Pharmaindustrie. Natürlich gilt als gut, Chemie ist böse. Doch sind Heilpflanzen wirklich die bessere Wahl? Wie wirkungsvoll sind sie und ist die Benutzung so nebenwirkungsfrei wie oft behauptet wird? Die Biochemikerin Petra Schling erklärt mir in dieser Sendung welchen Zweck sekundäre Pflanzenextrakte haben, wie wir Menschen diese Stoffe zur Heilung einsetzen können und wofür Pflanzen ungeeignet sind. Wir diskutieren die Vorteile von kontrolliert hergestellten Arzneimitteln und wann man sogar gar kein Mittelchen oder Heilung braucht. Wie verbreitet sind falsche Versprechen in diesem Bereich und wann werden sie gefährlich?

 

noch-nicht-gefragt

Mit Petra Schling

Biochemie-Zentrum der Uni Heidelberg (BZH) – Achtung: Während der Sendung bezeichne ich das Institut fälschlicherweise als Biologie- und Chemiezentrum. Es handelt sich aber um das Biochemie-Zentrum der Uni Heidelberg.

 

nach-gefragt

  1. Mukoviszidose und Curcumin

MukoviszidoseCurcuminPaper über Mukoviszidose und Curcumin von Egan et al. (04/2004)

Achtung: Das Paper wurde in „Science“ veröffentlicht, wir haben uns während des Interviews vertan, ich bitte dies zu entschuldigen.

  1. Aufnahme von Pflanzenstoffen und Gifte

Sekundäre Pflanzenstoffe – Liste über sekundäre Pflanzenstoffe [Link] – GoldregenSchlüsselblume – Nobelpreis 2021 in Medizin für die Forschung über die Sinnessensoren des Menschen [Link] – Artikel über den Nobelpreis 2021 in Medizin [Link] – Artikel über die Giftigkeit von Bohnen Link] – Artikel über die Giftigkeit von Kartoffeln [Link]

  1. Was sind Heilpflanzen?

BeifußPaper über den Erfolgreichen Einsatz von Beifuß bei Malaria von Nsengiyumva Bati Daddy et al. (08/2017) – WeidenrindeAcetylsalicylsäureHinweis: Weidenrinde enthält Salicin, aus dem Chemiker dann Salicylsäure und später Acetylsalicylsäure (Aspirin) gemacht haben. – Artikel über den Weg von Weidenrinde zu Aspirin [Link]

  1. Pflanzenstoffe und Arzneimittel

Lead CompoundErythrozyten

  1. Heilpflanzen und Nebenwirkungen

Generally Recognized As Safe (GRAS-Status) – Funktionsarzneimittel und Präsentationsarzneimittel [Link]

  1. Vorteile industriell hergestellter Medikamente

ThalidomidContergan-Skandal

  1. Unseriöse Versprechen und Allheilmittel

Aufklärerischer Artikel der Verbraucherzentrale über Kurkuma als Heilmittel [Link] – Artikel über die Wahrnehmung von Kalorien in Getränken [Link] – Apfelsaft und satt-gefühl wenn man den Saft löffelt [Link]

  1. Ist Natürlich wirklich immer gut und Chemie böse?

Artikel über das vermeidliche Heilmittel gegen Corona aus Madagaskar [Link1, Link2]

 

sterne-befragt

  1. Die Wirkung von Kamile bei Erkältungen

Echte KamilleKamille

  1. Oregano und ätherische Öle

Oreganoätherische Öle – Wissenschaftlicher Artikel von Florian Freistetter über Duft-Essenzmischungen und warum Chemie nicht per se böse ist [Link]

NGF046 – Thema: Heilpflanzen

5 Kommentare zu „NGF046 – Thema: Heilpflanzen

  • Oktober 27, 2021 um 2:17 pm Uhr
    Permalink

    Unmöglich!
    Erschreckend, dass ein solch einseitiger Bericht veröffentlicht wird.
    Als Mitarbeiterin einer Apotheke bin ich über Hintergründe von Arzneimittel Wirkungen gut informiert und ich frage mich WARUM WERDEN PFLANZLICHE ARZNEIMITTEL IN DEN S3 Linien der Ärzte empfohlen (Beispiel Bronchipret mit Thymian und Efeu bei akutem Husten)???; wenn doch ALLE nutzlos sind????

    Kamille wirkt auch nicht deshalb entspannend, weil diese als Tee getrunken wird, sondern hier geht es um das ätherische Öl :KAMILLE römisch…..
    Dabei handelt es sich NICHT NUR um einen Duft
    denn Riechrezeptoren finden wir nicht nur in unserer Nase, sondern überall im Körper (Informationen bei Prof.Dr.Dr.Dr.Hanns Hatt) und die Duftmöleküle gelangen DIREKT ins limbysche System…..
    Dies alles genau zu erklären würde den Rahmen hier sprengen.

    So wichtig die chemischen Medikamente sind, so wertvoll sind auch unsere Heilkräfte und ätherischen Öle (hier ist es überaus wichtig sich gut auszukennen, um sie sachgerecht einzusetzen)

    Schade….
    ein Beitrag der unsere Natur mit Füßen tritt und mich die Frage stellen lässt: welcher Pharmariese hat hier gesponsert??

    Antworten
    • November 3, 2021 um 2:20 pm Uhr
      Permalink

      Hier die Antwort von meinem Gast Petra Schling:

      Liebe Frau Arnold, vielen Dank für Ihr Feedback.

      Ich habe meine Aussagen bewusst etwas überspitzt formuliert, worauf Sie mit Recht hinweisen.

      In den S3-Leitlinien werden auch Präparate erwähnt, bei denen noch keine überzeugende Evidenz für eine Wirksamkeit vorliegt (s. z.B. den Abschnitt zu Efeu, Thymian, Primelwurzel und deren Kombination in der DEGAM-S3-Leitlinie zum Akuten und chronischen Husten, AWMF-Register-Nr. 053-013).

      Ätherische Öle haben durchaus eine Wirkung, die jedoch mit einer hohen Rate unerwünschter Ereignisse verbunden, einschließlich Haut- und Schleimhautreizungen. Solche Wirksamkeit-zu-Toxizitäts-Verhältnisse würden in einer Zulassungsstudie der forschenden Pharmaindustrie vermutlich das Aus bedeuten.

      Seien Sie gewiss, dass auch ich die Forschung von Herrn Hatt sehr schätze. Möglicherweise ergibt sich aus den Ergebnissen tatsächlich in Zukunft ein wirksames und spezifisches Medikament.
      Erst dann, so meine persönliche Meinung, sollten diese Moleküle jedoch als Arzneimittel zugelassen und für spezifische Krankheiten eingesetzt werden.

      Petra Schling

      Antworten
  • November 4, 2021 um 1:15 pm Uhr
    Permalink

    Hallo Michi,

    vielen Dank für diese – mal wieder – spannende und informative Folge. Auch an deine Gästin. Allerdings sind mir die Aussagen zur „gesunden“ Ernährung ziemlich sauer aufgestoßen.

    Ich halte die Aussage, man solle essen, worauf man Lust hat und sei dann gesund, für sehr problematisch. Bei vielen Menschen ist der Lebensalltag so, dass sie nicht immer frisch kochen, sondern auf das ubiquitäre Angebot an fettigen, stark salz- und zuckerhaltigen (Fertig-)Produkten zurückgreifen. Die massenhaft resultierenden Zivilisationskrankheiten sind doch ein viel größeres Problem, als „Essgestörte“, die sich um einen ausreichenden Anteil an Obst sorgen.

    Auch vegane Ernährung als Beispiel zu nennen, fand ich extrem irritierend. Die meisten Veganer:innen wählen diese Ernährungs- bzw. Lebensform ja aufgrund einer ethischen Überzeugung und nicht aufgrund verschwurbelter Gesundheitsüberlegungen. Da zu sagen, man solle doch einfach essen, was man will, ist unangebracht. Das Argument, vegane Ernährung sei ungesund, da man supplementieren müsse, ist zudem genau der „appeal to nature“, über den ihr zuvor gesprochen habt. Schweinen und Geflügel wird z.B. B12 über das Futter zugesetzt. Ob ich das jetzt über diesen Umweg zu mir nehme oder direkt in hausärztlicher Absprache B12 schlucke, macht doch keinen Unterschied. Dass man sich aufgrund ethischer Abwägungen etwas mehr Gedanken darüber macht, was man die Woche über isst, damit es nicht ungesund wird, kann man auch absolut nicht mit den fehlgeleiteten Selbstoptimierungsversuchen von jenen Menschen vergleichen, welche täglich „Goldene Milch“ oder ähnlichen Quatsch zu sich nehmen.

    Beste Grüße

    Christian

    Antworten
  • Januar 26, 2022 um 11:15 am Uhr
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    Die Ausführungen von Dr. Petra Schling habe ich als ausgewogen empfunden, während die Fragen und Beiträge der Interviewerin oft wenig ergebnisoffen, immer wieder stark polemisch gefärbt, ja insinuirend auf mich gewirkt haben.

    Antworten
  • Juli 24, 2022 um 1:11 pm Uhr
    Permalink

    Hey, ich finde diesen Podcast an und für sich wunderbar, großes Lob an dieser Stelle! Diese Folge war allerdings zum Haareraufen. Verallgemeinerungen ohne Ende und viele inhaltliche Fehler.

    1. Nicht die Birkenrinde wurde wegen Salicylsäure verwendet, sondern Weidenrinde.
    2. Die Schlüsselblume ist keine hochgiftige Pflanze und definitiv nicht mit Goldregen gleichzusetzen. War hier vielleicht der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea) gemeint?
    3. Beifuß (Artemisia vulgaris) wird nicht zu Malariabekämpfung eingesetzt, sondern Einjähriger Beifuß (Artemisia annua). Diese Unterscheidung bekommen selbst Schwurbler*innen hin.
    4. Die Ernährungstipps sind eine Katastrophe. Intuitives Essen wird von einer großen Mehrheit der Gesellschaft praktiziert mit fatalen Folgen (insbesondere metabolisches Syndrom). Sich mit der Ernährung auseinanderzusetzen und gegebenenfalls auch auf bestimmte Dinge zu achten, ist keine Essstörung und keine Zeitverschwendung. Vielmehr kann es die Anwendung ernährungswissenschaftlicher Erkenntnisse sein. Diese so verallgemeinert zu verunglimpfen, hat nichts mit kritischem Denken zu tun.
    5. Pflanzen enthalten viele verschiedene Arten von Wirkstoffen. Alkaloide, Ätherische Öle, Flavonoide, Glykoside, und viele mehr. Hier sollte man schon unterscheiden und nicht einfach immer nur verallgemeinert über Heilpflanzen und ihre Gifte und Wirkungen sprechen.
    6. Es ist nicht erwiesen, das Curcumin leberschädigend ist. Es gibt zwar eine Fallstudie, aber auch bei der konnte nicht abschließend geklärt werden, dass Curcumin allein leberschädigend ist. Vielmehr wird eine Wechselwirkung zwischen Curcumin und anderen Medikamenten, die diese Frau eingenommen hat, vermutet. Teilweise sind Curcumin-Präparate aber auch durch Schwermetalle verunreinigt. Siehe hierzu auch DOI 10.17590/20211214-12191
    7. Der allgemeine Ton war oft sehr herablassend und arrogant, wirklich schade.

    Ich könnte noch viele weitere Punkte aufführen, aber das soll mal reichen. Das Thema Schwurbelei bei Heilpflanzen ist so wichtig und es gibt so vieles, worüber man da reden könnte. Ich hoffe, du kannst nochmal eine Episode dazu machen, mit jemandem, der*die sich etwas differenzierter mit dem Thema auseinandersetzt und der Qualität dieses Podcasts gerecht wird.

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